Wertschöpfung durch Digital Twins: Entwicklung intelligenter Ökosysteme in der Immobilienbranche
Der Immobiliensektor durchläuft derzeit einen Wandel, in dem die digitale Transformation eine wichtige Rolle für die zukünftige Entwicklung spielt.
Warum ist die Digitalisierung von Gebäuden, Campussen und Stadtvierteln so wichtig für das Wohlbefinden der Menschen, die dort leben und arbeiten? Es gibt viele Gründe: erhöhte Flexibilität, größere Effizienz, verbesserte Kommunikation, höhere Mitarbeiterzufriedenheit - die Liste ist lang.
Die digitale Transformation ist also unerlässlich, aber das bringt eine Reihe von Herausforderungen mit sich. Laut einer aktuellen Studie sind nur 33 % der Unternehmen der gewerblichen Immobilienbranche der Meinung, dass sie über die erforderlichen Fähigkeiten verfügen, um ein digital transformiertes Unternehmen zu führen.
Viele Organisationen haben Schwierigkeiten, den Return on Investment (ROI) von Digitalisierungsinitiativen zu identifizieren und nur 10% der Führungskräfte geben an, den ROI ihrer digitalen Initiativen messen zu können. Dies liegt zum großen Teil daran, dass Teams sich mehr auf das 'Wie' und 'Was' der Transformation konzentrieren, z.B. die Technologie, die für sich genommen nicht viel bewirken kann. Stattdessen sollten sie sich auf das alles entscheidende 'Warum' fokussieren - nämlich die Wertschöpfung zu steigern und die operativen Prozesse zukunftssicher zu machen. Die digitale Transformation muss einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen, um die Effizienz des Unternehmens auf die nächste Ebene zu bringen und den Mehrw
Inmitten dieses Wandels drängen viele neue PropTech-Unternehmen auf den Markt, die von Anfang an digital ausgerichtet sind. Allein im Jahr 2019 wurden 31 Milliarden Euro Risikokapital in diese Unternehmen investiert, begleitet von technischen Innovationen entlang der gesamten Digitalisierungskette. Dies stellt etablierte Unternehmen vor die Herausforderung, ihre Digitalisierungsbemühungen zu priorisieren und die richtige Technologie zur Erreichung ihrer Ziele auszuwählen. Während sie neue Technologien einsetzen und große Mengen an Daten von ihren Kunden, Baustellen usw. sammeln, sind Unternehmen sich nicht immer sicher, wie sie diese Informationen verwenden sollen oder über welches Potenzial sie bereits verfügen
Es gibt zusätzliche Ebenen von Veränderung und Komplexität, wie den Übergang zu gemischt genutzten Gebäuden und die Schaffung von urbanen Lebensumgebungen mit vielen neuen Funktionen. Zudem wächst der Druck auf den Immobilienmarkt, seine Auswirkungen auf die Umwelt zu verringern, da Gebäude allein 40% der weltweiten CO2-Emissionen verursachen. Wenn sie bis 2050 globale Netto-Null-Emissionen-Ziele erreichen wollen, müssen Immobilienentwickler, -manager und -betreiber alles tun, um Immobilien zu dekarbonisieren. Das kann die Modernisierung bestehender Gebäude oder die Umplanung von Neubauten umfassen. Vor allem muss aber die Transparenz gewonnen werden, die für die Definition von Maßnahmen in ihrem bestehenden Immobilien
Darüber hinaus hat die COVID-19-Pandemie den Immobilienmarkt unter Druck gesetzt, die Nutzung von Immobilien zu maximieren und den Fokus auf die Menschen zu legen, die in den Gebäuden leben, arbeiten und diese besuchen. Durch hybride Modelle, Hygienekonzepte und neue Arbeitsplatzanforderungen soll neues Leben in die Gebäude gebracht werden, um die Produktivität der Mitarbeitenden
Um diese Herausforderungen zu bewältigen, benötigen Führungskräfte in der Immobilienbranche eine ganzheitlichere Strategie, um ihr Unternehmen mit den Stakeholdern aus den Bereichen Personalwesen, Betrieb, IT, CDOs und anderen Führungsebenen zu transformieren. Diese Strategie nutzt datenintensive Technologien, die ein klares Gesamtbild bieten und präzise (fast) Echtzeitdaten liefern, um fundierte Entscheidungen zu treffen. Digitale Zwillinge für intelligente Infrastrukturen wie Gebäude, Campusse und Stadtviertel kommen hier ins Spiel und machen die Immobilienbranche zum Wegbereiter der Zukunft. Da die Infrastruktur vielfältig ist und die Kundenbedürfnisse unterschiedlich sind, variiert der digitale Zwilling und kann von einfachen KPI-Dashboards bis hin zu interaktiven, selbstlernenden 3D-Gebäuderepräsentationen reichen.
Die reale und die virtuelle Welt mit digitalen Zwillingen verbinden
Die Verbindung der realen und virtuellen Welt mit digitalen Zwillingen ist im Immobiliensektor von großer Bedeutung. Digitale Zwillinge dienen als Brücke zwischen der realen und virtuellen Welt, indem sie Informationen von intelligenten Gebäuden und Campussen in eine virtuelle Umgebung übertragen. Dies wird durch die richtige digitale Strategie, IoT-Devices, Systemintegration, Cloud Computing und analytische Modelle ermöglicht. Der digitale Zwilling kann dann nahezu in Echtzeit und anhand historischer Daten unterschiedlichste Szenarien simulieren und dabei helfen, die Auswirkungen von Entscheidungen in jeder Phase des Immobilienlebenszyklus zu bewerten. Da sich diese intelligenten Ökosysteme ständig weiterentwickeln, muss sich der digitale Zwilling an neue Anforderungen, Funktionen und KPIs anpassen und in unterschiedliche Unternehmensbereiche skalierbar sein.
Warum digitale Zwillinge einen Mehrwert für die Immobilienbranche schaffen
Digitale Zwillinge bieten der Immobilienbranche zahlreiche Möglichkeiten. Sie helfen dabei, die Herausforderungen zu meistern, die das Gebäudemanagement verändern, und steigern dabei sowohl die Rendite als auch die Effizienz. Jede der unten aufgeführten Kategorien muss für mehrere Use Cases (Anwendungen, neuen Prozessen, KPIs) anwendbar sein, um Unternehmen in ihrem Transformationsprozess als leistungsstarkes Werkzeug zu unterstützen.
- Umfassende Einblicke. Ein digitaler Zwilling für ein Gebäude, einen Campus oder ein Stadtviertel bietet einen ganzheitlichen Überblick über die Bestände und zeigt, wie gut sie zusammenarbeiten.
- Verbesserte Gesundheit und Wohlbefinden. Das Verständnis für Mieterinnen und Mieter, Besucherinnen und Besucher sowie Mitarbeitende ermöglicht es Gebäudemanagern und Entwicklern, sich auf die Verbesserung von Komfort und Wohlbefinden zu konzentrieren. Auf diese Weise reagiert das Gebäude auf die Bedürfnisse der Menschen und nicht umgekehrt. Ein starker IoT-Backbone und ein skalierbarer digitaler Zwilling helfen dabei, einen solchen lebenswerten Ort zu gestalten, indem mehrere Datenquellen kombiniert werden, die für eine nahtlos funktionierende intelligente Gebäudeumgebung benötigt werden.
- Nachhaltigkeit und Wandel zu Netto-Null-Emissionen. Digitale Zwillinge bieten Einblicke in den Energie- und Wasserverbrauch, um Optimierungsmöglichkeiten aufzudecken. Diese ermöglichen es Immobilienunternehmen, den Weg zur CO2-Neutralität einzuschlagen und eine positive Auswirkung auf die Umwelt sowie ihre eigene Bilanz zu schaffen.
- Generierung von ROI. Mit den richtigen Daten können Entscheidungsträger Strategien entwickeln, die die Rentabilität der Investition und den Vermögenswert steigern. Dabei müssen alle Übergangskosten wie z.B. Prozesse und Werkzeuge, Kompetenzentwicklung oder Change Management erfasst werden. Es ist jedoch auch wichtig, die Kosten im Zusammenhang mit der Technologieinfrastruktur zu berücksichtigen, wie z.B. SaaS, Support und Wartung, Software-Entwicklungskosten für Anwendungen, IoT-Plattformen, Kommunikation und Netzwerke sowie IoT-Devices
- Prädiktive Instandhaltung
- Verbesserte Raumauslastung. Mit einem fundierten Verständnis der Mieter und ihrer Gewohnheiten können Immobilienmanager die Raumnutzung optimieren. Dies ist besonders in der Post-COVID-Ära
Da sie alle diese Elemente berücksichtigen, bieten digitale Zwillinge einen konkreten Ansatz für die Digitalisierung von prozessgesteuerten Abläufen. Gleichzeitig schaffen sie eine Grundlage für den Immobiliensektor, um langfristige globale Herausforderungen zu bewältigen.
Herausforderungen erfolgreich durch digitale Zwillinge bewältigen
Digitale Zwillinge helfen der Immobilienbranche, große Herausforderungen zu meistern und tägliche Hindernisse zu überwinden.
Fehlende Einblicke zur Erreichung von ESG-Zielen
Da der Druck auf den Immobiliensektor wächst, ESG-Themen umzusetzen, kann ein digitaler Zwilling volle Transparenz darüber bieten, welche Prozesse und Funktionen die wichtigsten KPIs im Bereich Umwelt, Soziales und Unternehmensführung beeinflussen.
Mit diesen Informationen können Eigentümer und Facility Manager Maßnahmen definieren, um die ESG-Ziele für ihr Immobilienportfolio zu erreichen. Durch die Integration zusätzlicher nicht-immobilienspezifischer Daten wie Verkehrs- und Wetterdaten können zusätzliche Zusammenhänge hergestellt werden, um die ESG-KPIs zu verbessern.
Daten-Silos überall
Isolierte Daten sind in den meisten Branchen eine Herausforderung, aber auf die Immobilienbranche trifft dies besonders zu. Mit mehreren, dezentralisierten Gebäuden, unterschiedlichen Baujahren und noch mehr Stakeholdern werden Daten in verschiedenen Formaten und an unterschiedlichen Orten gespeichert, wodurch ein klarer Überblick über das Portfolio erschwert wird.
Vom BIM zum digitalen Zwilling
Die Weiterentwicklung eines Building Information Modeling (BIM) eines einzelnen Gebäudes in einen digitalen Zwilling, der mehrere Gebäude und Campusse verbindet, erfordert die Zusammenführung von dynamischen und statischen Daten aus verschiedenen Quellen. Dies ermöglicht der Organisation den Zugriff auf Echtzeitdaten über die Performance des Gebäudes anhand von strategischen bis hin zu funktionalen
Die Konsolidierung von Daten in einer einzigen Oberfläche, eine digitale Zwillingsplattform mit Integration mehrerer Anbieter, ermöglicht eine vollständige Transparenz der Vermögenswerte und fortschrittliche Analysen. Dies erlaubt beispielsweise Immobilienbesitzern, Gebäude zu vergleichen, Systemausfälle zu verhindern und die Leistung zu verbessern.
Ungeplante Ausfallzeiten von Anlagen
Häufig reagieren Gebäudemanager reaktiv, wenn Probleme in Gebäuden gelöst werden müssen. Dies beeinträchtigt die Zufriedenheit der Mieterinnen und Mieter
Ein digitaler Zwilling kann mithilfe von Machine-Learning-Modellen vorhersagen, wann ein Fehler auftreten wird. Er informiert den Betreiber, damit dieser einen Techniker beauftragt und ihm alle notwendigen Informationen zum Reparaturobjekt gibt. Dieser Ansatz spart Geld und Zeit und verbessert gleichzeitig die Zufriedenheit der Mieterinnen und Mieter
Nicht messbare Performance
Immobilienbesitzer und -manager setzen oft Ziele und Vorgaben für ihr Immobilienportfolio, aber es ist nicht immer einfach diese zu messen. Traditionell verwenden sie statische Daten, um die Leistung retrospektiv zu messen, was die proaktive Anpassung von Systemen und Prozessen erschwert.
Durch die Kombination der realen und digitalen Welt können neue Informationen nahezu in Echtzeit extrahiert werden, zusammen mit anderen externen Faktoren wie Wetterbedingungen, Belegungsplanung und menschlichem Einfluss. Auf diese Weise können Unternehmenseigentümer die Performance überwachen und sie als Entscheidungsgrundlage für das weitere Portfolio nutzen.
Entwicklung des am besten geeigneten digitalen Zwillings
Neue Technologien eröffnen ungeahnte Möglichkeiten und werden oft als ultimative Problemlöser betrachtet. Wenn jedoch ein "digitaler Zwilling" mit seinen vielfältigen Funktionen und Anwendungen ohne klaren Geschäftszweck eingeführt wird, kann dies kostspielig und zeitaufwendig sein und im schlimmsten Fall von Betreibern, Mietern oder Investoren nicht akzeptiert werden.
Das wichtigste Ziel ist es, den wirtschaftlichen Mehrwert sowie den Vorteil für Nutzerinnen und Nutzer zu definieren, und diesen mit den technischen Möglichkeiten abzuwägen. So entsteht der richtige digitale Zwilling, der die erwarteten Geschäftsanforderungen durch individuelle Softwareentwicklung, vordefinierte SaaS-Produkte/Lösungen oder eine Kombination aus beidem löst.
Digitale Zwillinge können einfache digitale Darstellungen eines Geschäftsproblems sein oder technisch komplex und ressourcenintensiv, wenn sie ein vielfältiges Ökosystem und umfassende KPIs abdecken. In jedem Fall sind sie die Investition wert, wenn eine klare Strategie zur Optimierung des Unternehmens festgelegt wurde.
Um den digitalen Zwilling richtig zu gestalten, sind einige kritische Schritte erforderlich:
- Klare Geschäftsziele definieren. Es müssen konkrete Anwendungsfälle für den digitalen Zwilling identifiziert werden, um zu verdeutlichen, warum eine digitale Darstellung benötigt wird und was sie verbessern soll. Dabei sollte die vorhandene Datenlandschaft genutzt werden.
- ROI für das angestrebte Ziel definieren. Dieser Schritt ist entscheidend und beinhaltet eine Abwägung von Geschäfts- und technischen Anforderungen, die zu einem digitalen Zwilling führen.
- Entwurf des digitalen Zwillings. Dann kommt High-Tech ins Spiel, um die richtige Technologie für den richtigen Einsatzzweck auszuwählen und ein klares Budget festzulegen. Dadurch soll sichergestellt werden, dass der digitale Zwilling die Geschäftsziele berücksichtigt und den richtigen Rahmen erhält, um in das Unternehmen integriert zu werden.
- Implementierung des digitalen Zwillings. Ein entscheidender Erfolgsfaktor ist der erste Go-Live des Zwillings im agilen Modus, um sicherzustellen, dass alle technischen Schnittstellen festgelegt sind. Gleichzeitig bereitet dieser Schritt die Organisation auf die erste transformative Phase vor, in der Betriebsabläufe optimiert, Transparenz geschaffen und die Entscheidungsfindung verbessert werden.
- Die Lösung skalieren. Ein digitaler Zwilling ist keine einmalige Erscheinung. Er stellt das Geschäft digital dar und muss daher die Anpassungsfähigkeit besitzen, über das gesamte Immobilienportfolio hinweg zu skalieren, um die digitale Transformation voranzutreiben.
Digitale Zwillinge sind ein Marktdifferenzierer. Da sich der Immobiliensektor in einer neuen Ära der digitalen Transformation befindet, hilft diese innovative, intelligente Technologie dabei, viele Herausforderungen zu bewältigen, mit denen etablierte Organisationen konfrontiert sind. Dieser datenbasierte Ansatz ist entscheidend, um den ROI jeder Veränderung - digital oder physisch - in der Immobilienbranche zu belegen. Er bring außerdem Legacy- und disruptive Unternehmen zusammen, während sie gemeinsam notwendige Veränderungen bei der Planung und dem Betrieb von Gebäudekomplexen angehen. Darüber hinaus haben digitale Zwillinge einen erheblichen Einfluss auf Effizienz, Kostensenkung, operative Intelligenz und Dekarbonisierung - all dies sind Faktoren, die den Sektor für die kommende Dekade zukunftssicher machen werden.